Krimidinner zu gewinnen! Betreuungsfall XY ungelöst, die Fälle der Nina Falkenstein. Mitratekrimi in 6 Teilen, Teil 4

von | Nov. 28, 2025

Nina Falkenstein hielt den Atem an. Der dünne silbrige Ton war wieder da.

Pring-Pring. Ganz leise. Fast zart. Wie das kurze Zusammenrücken zweier winziger Metallteile.

Horus jedoch schaukelte unschuldig wie ein Wackelpudding im Sommerwind und pickte weiter an seiner Hirse. „Ich Heiko lieb! Küsschen! Heiko!“ Er flatterte ein wenig, als hätte er sich selbst gelobt.

Frau Moospichler drückte die Hand aufs Herz. „Ich könnt’ schwören, der war früher… also… anders.“

„Ach was“, sagte Kommissar Runde, der sich in den Sessel sinken ließ, als wäre sein Körper plötzlich doppelt so schwer. „Der Vogel macht halt jetzt…Öhm… VOGELSACHEN.“

Sein Handy vibrierte – schon wieder. Er sah auf das Display, und man konnte beinahe beobachten, wie eine Seele den Körper kurz verlassen wollte. „Oh nein… nicht er schon wieder.“ Er nahm ab.

„Ja, Herr Botschafter… ich verstehe… Nein, niemand hat den Smaragd gegessen… Ja, ich weiß, dass die Mondfeen bei Vollmond besonders empfindlich sind… Nein, ich kann nicht persönlich den Fluch abwehren, ich bin katholisch! Opfer? Was für ein Opfer? Wie bitte? Was? Wen? – Nein, Herr Botschafter… auf kei-nen Fall! Nein und nochmals nein – auch nicht den Auszubildenden…!“

Nina hob eine Augenbraue.
„Stressiger Tag?“

„Ich kündige“, murmelte Runde. „Ich mache zukünftig Yoga. Oder Seidenmalerei“ Dann ins Telefon: „HERR BOTSCHAFTER! BITTE! Ich würde Sie ja persönlich beruhigen, aber ich bin gerade… geschäftlich verhindert! – Nein, nicht wegen eines Vogels!“ Horus piepste genau in diesem Moment:  „Heiko! Heiko lieb!“ Runde schloss die Augen. „Na, natürlich…Ich rufe später zurück.“

Es klingelte an der Tür.

„Oh!“, rief Frau Moospichler. „Das ist bestimmt mein Einkaufsdienst! Ich hab’ doch heute die schöne große Bestellung — mit der Extra-Hirse.“ Nina folgte ihr zur Tür. Dieser Einkaufsdienst brachte bestellte Lebensmittel nach Hause – das war auch für sie als Betreuungskraft eine große Erleichterung und ließ ihr mehr Zeit im persönlichen Austausch mit Frau Moospichler.

Der Mann, der im Türrahmen stand, trug:

  • eine graue Mütze und ein überaus absurdes Vogel-Smiley-Maskottchen-Sweatshirt seines Unternehmens,
  • ein absolut ausdrucksloses Gesicht,
  • und eine grüne Tasche mit dem Logo „NEU-LIEFERT – Wir bringen’s auf Schwingen der Morgenröte frisch zu Ihnen!“

Das Smiley-Vogel-Maskottchen-Lieferantenmännchen sah aus, als hätte es zu viele Nächte ohne Schlaf hinter sich. „Guten Tag“, kam es monotonal. „Ihre Bestellung. Drei Tüten. Und eine Bonusgabe für treue Kunden.“

„Bonusgabe?“, fragte Frau Moospichler war begeistert. „Was ist das denn? Ein Gutschein? Ein Mini-Schminkset? Ein Bienenwachstuch? Kölnisch Wasser?“

Der Lieferant antwortete nicht. Er hielt ihr nur eine kleine, quadratische Schachtel hin. Nina bemerkte: Sein Blick huschte ganz kurz zu Horus. Und Horus? Hielt plötzlich inne. Ganz still. Einen winzigen Moment lang. Nina spürte, wie ein leiser Schauer ihren Nacken entlang kroch. „Äh… danke“, sagte sie vorsichtig und nahm die Schachtel vorsichtig entgegen. Der Lieferant drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging. Nicht schnell. Nicht langsam. Einfach… ein bisschen… zu gleichmäßig.

„Diese jungen Leute von heute“, flüsterte Frau Moospichler. „So höflich! So ordentlich! So unpersönlich!“

„Hm“, machte Nina.

Sie stellte die Schachtel auf den Tisch. Schlicht. Weiß. Mit einem winzigen Siegelsticker des Einkaufsdienstes. Ein Smiley – Vogel – Maskottchen – Sticker, wer hätte das gedacht? „Na los“, sagte Runde erschöpft. „Machen Sie sie auf. Vielleicht ist ein kleiner Keks drin. Oder ein weiterer Grund, dass ich meinen Beruf wechsle.“

Nina öffnete sie. Drinnen lag: eine nagelneue Wellensittich-Schaukel!

„Oh… wie nett!“, rief Frau Moospichler. „Eine Ersatzschaukel! Mein Horus bekommt eine Ersatzschaukel!“ Frau Moospichler, die per se und immer überaus erfreut war, wenn es etwas kostenlos gab, wollte sich das neue Geschenk sofort greifen. Doch Nina hielt sie zurück und hob die Schachtel vorsichtig an: Sie war seltsam leicht. Und da war ein Punkt – an der Unterseite…

Ein winziger blauer Punkt. Fast wie ein gerade mal stecknadelkopfgroßer LED. Er glomm kaum sichtbar. Als Horus piepste, flackerte der Zwergen – LED kurz auf.

„Ähm… Frau Moospichler?“, sagte Nina leise. „Seit wann verschenkt ein Einkaufsdienst elektronische Schaukelmodelle?“ „Och“, meinte Moospichler unbeirrt. „Die jungen Leute haben heutzutage doch alle so neumodisches Zeug.“

Runde seufzte. „Ich müsste jetzt mal langsam ins Präsidium. Der Botschafter will persönlich die Kameraaufnahmen der aktivierten Laseralarmanlage von gestern Nacht sehen.“

Er hielt inne und murmelte selbstversunken: „Wissen Sie, was seltsam ist?“ Nina senkte konzentriert den Kopf. „In der Nacht, als der Smaragd verschwand… hatten wir eine Kamera-Störung.“

Nina sah sofort auf. „Was für eine Störung?“ Runde kratzte sich am Kopf. „Das Kamerabild war einen kurzen Moment weg. Überschrieben. Überdeckt. Wir dachten erst ans Katzenproblem im Museum… Aber…“

Er rieb sich die Stirn. „Die Techniker sagen, es war etwas Bläuliches. Ein blauer Schatten oder Nebel. Ein… Tuch? Ein Flattern. Ein… keine Ahnung. Etwas sehr Kleines. Sehr Schnelles.“

Nina sah zu Horus. Der zwitscherte und machte nach wie vor ganz unschuldig seine Vogelsachen. Aber sie fragte sich, ob Wellensittiche lächeln können…

Liebe Leser/innen!

Die Hinweise überschlagen sich – aber was bedeuten sie?

  • Warum schaut der Lieferant nach Horus?
  • Warum besitzt eine Schaukel für Wellensittiche ein blinkendes Mini LED?
  • Wieso flackert dieses offensichtlich synchron zu Horus‘ Piepsen?
  • Und was überdeckte die Museumskamera – ein Tuch? Ein Schatten? Ein Tier? Ein Geist?
  • Und wer ist eigentlich „Heiko“?

Bleiben Sie dran – bald flattert die Wahrheit näher heran, als Nina lieb ist…

 

 

 

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